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Wer hat den Bienen gelehrt ihre Wabenunterteilung sechseckig zu bauen? Oder wer sagt dem Schneeglöckchen: "Ordne deine Blütenblätter im gleichseitigen Dreieck an". Die Akeleiblüte, die Glockenblume oder die Heckenrose haben sich das Fünfeck beziehungsweise den goldenen Schnitt als Grundlage ausgesucht. Wer in der Natur aufmerksam spazieren geht, der kann alle diese kleinen Wunder beobachten und sie als Bauplan für seine Arbeit verwenden. Unsere Hochkultur hat verlernt, den Bauplan der Natur in unsere Arbeit einzubeziehen. Das Wissen um die Verbindung von Natur, Musik und Architektur ist nichts Neues. Fast alle griechischen Baumeister und Philosophen haben sich mit dem Harmoniebegriff auseinandergesetzt. Plato experimentierte mit den fünf Urkörpern, die nach ihm benannt wurden. Jede materielle Form kann auf eine dieser fünf Grundformen zurückgeführt werden. Pythagoras verwandelte am Monochord Töne in meß- und zählbare Größen. Große Maler und Architekten der Renaissance, wie Leonardo da Vinci, Albrecht Dürer, der Venediger Architekt Vitruv, Johannes Kepler haben sich mit Proportionstudien befaßt. Eingeweiht in die harmonikalen Geheimnisse der heiligen Geometrie benutzten sie nur solche Proportionen, deren Intervallverhältnisse für unsere Seele wohlklingend sind. Sie waren hauptsächlich auf Dur- und Molldreiklängen aufgebaut. Man kann den Gesamtplan eines Gebäudes, eines Möbels usw. auf der Basis einer Terz-, einer Quint-, einer Oktavbauweise entwickeln. Das hat den Vorteil, dem betreffenden Plan einen ganz bestimmten Charakter zu geben. In allen alten Kulturen der Welt waren die Gesetze über das Zusammenwirken aller Dinge bekannt. Man betrachtete den Verlauf des Lebens abhängig von der Bewegung der Gestirne, vom Einfluß der Umgebung und von der Anordnung der Gebäude in der Landschaft. Die chinesische Feng-Shui-Lehre ist ein sehr bekanntes Beispiel. Ganz besonders wichtig erscheint mir die harmonikale Bauweise für die Akustik in Konzerthäusern und Sportstadien. Ich denke dabei an die Akustik in einem klassischen Amphitheater. Ohne elektronische Verstärker und Lautsprecher konnte jeder Laut an jedem Punkt gehört werden. Wo ist dieses Wissen heute geblieben? |
"Was sind Resonanzmöbel" Seite 3 |